Zusammenfassung 
Gelbe Heft Gehrden Nr. 44 – 
Stadtschänke Gehrden
Gaststätte Gasthof zum Goldenen Horn, später Stadtschänke Willi Winkelmann

Mit der Gaststätte „Stadtschänke“ an der Hornstraße, die Mitte Dezember 1979 für immer ihre Pforten schloss und im darauf folgenden Frühjahr abgebrochen wurde, ging wieder ein Stück Alt-Gehrdener Geschichte verloren. Wieder war Gehrden um ein traditionsreiches Haus ärmer geworden. Etwa 100 Jahre alt war das Gebäude, das schon bald nach seiner Erbauung unter dem Namen „Zum goldenen Horn“ zu den damals führenden Gasthäusern der Stadt gehörte. Die erste Erwähnung finden wir im Jahr 1896, als sich im Lokal „Zum goldenen Horn von Georg Grethe am 20.07. des Jahres turnfreudige Leute in der Hornstraße zusammenfanden und den „Männerturnverein Gehrden“ gründeten. Die Straße hieß damals übrigens noch nicht „Hornstraße“, sondern schlicht und ergreifend „Horn“, was ja auch den sprechenden Namen der Lokalität „Zum goldenen Horn“ erklärt. Georg Grethe übernahm vier Jahre später, im Jahr 1900, das Waldgasthaus Burgbergturm. Danach war im ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts die Gaststätte in wechselnden Händen. Die letzten Besitzer war das Ehepaar Willi und Lisa Winkelmann. Sie hatten seit nahezu 30 Jahren das Lokal geführt, das mit einem großen Gästestamm von seriösen Stammtischrunden ebenso besucht wurden, wie von Gästen, die auf die Schnelle hereinschauten, um am „schönsten Platz an der Theke“ ein gepflegtes Bier zu trinken. Aus Burgdorf kommend, übernahmen Elisabeth, genannt Lisa, und Willi Winkelmann als Pächter um Mitternacht zu Neujahr 1951 die Stadtschänke vom Vorgänger Karl Schwarze. Beide Winkelmanns sind im Jahr 1919 geboren worden. Sie kamen beide aus Burgdorf, waren als Nachbarskinder aufgewachsen und kannten sich beide mit den Handwerksberufen aus. Lisa stammte aus einer alten Burgdorfer Bäckerfamilie, die von Willi aus dem Friseurhandwerk. Willi Winkelmann erlernte von 1933 bis 1936 in Hannover das Bäcker- und Konditoren-Handwerk. Nach dem Krieg legte er 1948 die Meisterprüfung ab. 1949 heiratete er Lisa, die Tochter des damaligen Bäcker-Obermeisters Schumacher in Burgdorf. Am 1. Januar 1951 übernahm das Ehepaar die Stadtschänke in Gehrden. Die näheren Umstände waren etwas abenteuerlich. So wurde aus dem großen Saal der Gastwirtschaft der Wohnbereich für die Familie erstellt. Die hohen Räume des ehemaligen Saals waren kaum zu heizen, so dass man sich im Winter dort nur mit Handschuhen und im Bett mit Socken aufhalten konnten. Eisblumen verzierten großflächig die Fenster und nur in einem Zimmer stand ein Kohle-, später erst ein Ölofen, was dazu führte, dass sich alle Personen in diesem Raum aufhielten. In der Stube befanden sich große Vertiefungen im Fußboden, die noch vom Männerturnverein herrührten, der bis zu seinem Verbot 1933 dort ihre Pfosten für die Reckstangen einließen. Allgemein kann man sagen, dass das ganze Haus recht reparatur- und renovierungsbedürftig war. Heute würde man wohl von einem erheblichen „Renovierungsstau“ sprechen. Die Vermieter, das Ehepaar Volker, wohnten in der oberen Etage des Hauses. 1963 wurde durch einen grundlegenden Umbau im Inneren ein großer Gastraum geschaffen, der, gemütlich ausgestattet, einem immer größer werdenden Gästekreis Platz bot. Wie wohl man sich hier gefühlt hatte, wurde noch einmal deutlich, als im Dezember 1979 das letzte Fass zum Abschiedsumtrunk angestochen wurde und man etwas wehmütig viele lustige Begebenheiten Revue passieren ließ.


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